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1. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 344

1904 - Cöthen : Schulze
— 344 — und Schule. 138a- (1520. In der Schrift: „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung" heißt es u. a.:) Die Universitäten borsten auch wohl einer guten starken Reformation- . . . (Auf denselben) wird wenig der heiligen Schrift und christlicher Glaub gelehret, und allein der blind heidnische Meister Aristoteles regiert, auch weiter denn Christus? ... Für allen Dingen sollt in den hohen und niedern Schulen die furnehmst und gemeinist Lection sein die H. Schrift, und den jungen Knaben das Evangelium. Und wollt Gott, ein iglich Stadt hätt auch ein Maidschulen, darinnen des Tags die Maidlin ein Stund das Evangelium horeten, es wäre zu Deutsch oder Latiuisch. Luthers Werke, Erlanger Ausg. Bd. 21, S. 344 u. 349. 138b. (1524. Luther schreibt „An die Rathsherren aller Städte deutsches Landes, daß sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen":) Fürsten und Herrn solltens thun; aber sie haben auf dem Schlitten zu fahren, zu trinken und in der Mummerei zu laufen, und sind beladen mit hohen merklichen Geschäften des Kellers, der Küchen und der Kammer. Und obs etliche gern thäten, müssen sie die andern scheuen, daß sie nicht für Narren oder Ketzer gehalten werden. Darumb wills euch, lieben Rathherrn, alleine in der Hand bleiben: ihr habt auch Raum und Fug dazu, besser denn Fürsten und Herren. Ebenda, Bd. 22, S. 190. 139. (1530. Aus Luthers „Predigt, daß man Kinder zur Schule halten solle":) Ich halte aber, daß auch die Oberkeit hie schuldig sei, die Unterthanen zu zwingen, ihre Kinder zur Schulen zu halten .... Denn sie ist wahrlich schuldig, die obgesagten Aemter und Stände zu erhalten, daß Prediger, Juristen, Pfarr-herrn, Schreiber, Aerzte, Schulmeister und dergleichen bleiben, denn man kann der' nicht empehren. Kann sie die Unterthanen zwingen, so da tüchtig dazu sind, daß sie müssen Spieß und Büchsen tragen, auf die Mauern laufen, und anderes thun, wenn man kriegen soll: wie vielmehr kann und soll sie hier die Unterthan zwingen, daß sie ihre Kinder zur Schule halten, weil hier wohl ein ärgerer Krieg vorhanden ist mit dem leidigen Teufel, der damit umgehet, daß er Städte und Fürstenthum will so heimlich aussaugen, und von tüchtigen Personen leer machen . . . Ebenda Bd. 17, S. 420 f.

2. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 258

1904 - Cöthen : Schulze
— 258 — mit dem böhmischen Wappen. Die herabwürdigenden Ceremonieen, nach welchen der Kaiser alle Augenblicke vom Stuhl herab und hinauf, hinauf und herab sich ankleiden und auskleiden, einschmieren und wieder abwischen lassen, sich vor den Bischofsmützen mit Händen und Füßen ausgestreckt auf die Erde werfen und liegen bleiben mußte, waren in der Hauptsache ganz dieselben, womit der gemeinste Mönch in jedem Bettelkloster eingekleidet wird. Am possirlichsten war es, als eine Bischofsmütze im lieblichsten Nasentone und lateinisch zur Orgel hinauf intonirte, ob sie da oben nun wirklich .. Herrn Leopold zu ihrem Könige haben wollten, worauf der bejahende Chorregent gewaltig mit dem Kopfe schüttelte, feinen Fidelbogen greulich aus und nieder schwenkte, die Chorjungfern und Singknaben aber im höchsten Discant herunter riesen: fiati fiat! fiat! (ja! ja! ja!). So wie also von Seiten dieser kleinen Herrschaft nichts mehr entgegen zu stehen schien, ging’s nun mit der Krone eilends ans das kaiserliche Haupt, vom Empor aber mit Heerpauken und Trompeten donnernd herab: Haderipump! Haderipump! Pump! Pump! . . . Nachdem nun dem Kaiser auf einem kahlen Throne, der aussah wie eine Hennensteige, von den Bischöfen die Glückwünsche und Huldigungen unter allen möglichen Arten von Knie- und Buckelbeugungen abgestattet und durch die bis unter seine Nase geschwungenen Rauchfässer ein Wolkenhimmel um ihn her gebildet war, wurden die Candidaten zum Ritterschlag . . . aufgerufen . . . Von der Kirche aus nahm der Kaiser mit seinem abgeschabten Mantel in langer, aber etwas eilig drängender, daher auch krummer und verwirrter Procession seinen Zug aus das Rathhaus zurück. Er ging in seinen alten Kaiser-pantoffeln über gelegte Bretter, die man mit rothem Tuche bedeckte, welches aber die gemeinen Leute auf dem Boden knieend und mit Messern in den Händen hart hinter feinen Fersen herunterschnitten, und zum Theil so gewaltsam in Fetzen herunterrissen, daß sie den vorn lausenden Kaiser beinahe damit niederwarfen. (Nun wird beschrieben, wie der Erbtruchseß seines Amtes waltete.) Nichts konnte ein treueres Bild der eiskalten erstarrten und kindisch gewordenen alten deutschen Reichsverfassung geben, als das Fastnachtsspiel einer solchen in ihren zerrissenen Fetzen prangenden Kaiserkrönung. Die folgenden Tage, wo man die sibyllinischen Bücher der goldenen Bulle nicht weiter zu befragen nöthig hatte, befriedigten die Schaulust mit leidlichem Festen einer öffentlichen

3. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 260

1904 - Cöthen : Schulze
— 260 — Ertz-Bischöfflichen Diöcesi, sondern auch durchgehends im gantzen H. Reich Teutscher Nation, ohne Unterscheid, Krafft . . Güldenen Bull, zueignen; Hergegen aber Seine Churs. Gnaden zu Maintz . . . die Stadt Aachen, zwar . . . Cölln gestehen, Jhro doch, und dero Nachkommenden am Ertz-Stifft Maintz, alle übrige Orte des H. Reichs, Teutscher Nation, Krafft . . . alten Herkommens . . . Besitzung zuschreiben wolte . . . (Man einigt sich u. a. dahin:) . . 2) Daß beeden Ihren Churs. Gn. und Durchl. zu Maintz, und Cölln, die Würde, und das Amt, zu krönen, in ihren Ertz-Bistümen . . ., jedem in seinem Ertz-Bistum, und seinen Bezirck . . . zukommen solle. 3) Da aber ausserhalb diesen beeden obgedachten Ertz-Bistumen, Maintz und Cölln, die Krönung in einigen deren unterhabenden Bey-Bistümern, oder in andern, ausser der Ertz-Bischöffl. Maintz- und Cöllnischen Landschafft, gelegenen Ertz- und Bistümen geschehen würde, alsdann soll dieselbe umwechselicht, von beeden Herren Churfürsten . . . verrichtet . . werden. Vitr. 111. I, S. 892. 29. (1764.) (Goethe erzählt von der Krönung Josephs Ii.:) Am andern Ende des Saals . . saßen auf Thronstufen erhöht, unter Baldachinen, Kaiser und König in ihren Ornaten . . Die drei geistlichen Churfürsten hatten, ihre Büffete hinter sich, auf einzelnen Estraden Platz genommen . . Dieser obere Theil des Saals war würdig und erfreulich anzusehen und erregte die Bemerkung, daß die Geistlichkeit sich so lange als möglich mit dem Herrscher halten mag. Dagegen ließen die zwar prächtig aufgeputzten, aber herrenleeren Büffete und Tische der sämmtlichen weltlichen Churfürsten an das Mißverhältniß denken, welches zwischen ihnen und dem Reichsoberhaupt durch Jahrhunderte allmählig entstanden war. Die Gesandten derselben hatten sich schon entfernt, um in einem Seitenzimmer zu speisen; und wenn dadurch der größte Theil des Saales ein gespensterhastes Ansehn bekam, daß so viele unsichtbare Gäste auf das Prächtigste bedient wurden, so war eine große unbesetzte Tafel in der Mitte noch betrübter anzusehen: denn hier standen auch so viele Couverte leer, weil alle die, welche ebenfalls ein Recht hatten, sich daran zu setzen, Anstands halber, um an dem größten Ehrentage ihrer Ehre nichts zu vergeben, ausblieben, wenn sie sich auch dermalen in der Stadt besanden. Goethe, Aus meinem Leben, Th. I, Buch V.

4. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 287

1904 - Cöthen : Schulze
— 287 — 65 a. Vgl. Sz. 18. ^skaise 65b. (1653. 3/13. Mai.) Wir Carl Ludwig, von Gottes Beamte. Gnaden, Pfaltz-Graf bey Rhein, des H. Römischen Reichs Ertz-Schatzmeister und Churfürst . . . Bekennen und thun kund . . ., nachdem die Hoch-Wohlgebohrne . . . Grafen von Sintzendorf . . . Uns . . ersuchet . ., daß Wür Ihnen des H. R. Reichs Erb- Schatzmayster-Amt gnädigst verleihen wollen; ........... verleihen Ihnen auch solches hiermit .... sdie Belehnung hatte 1652 stattgefunden^. — Vitr. 111. Tom. Hl., S. 833. 65c. (1684). Die Kurfürsten sind die obersten Reichsbeamten. Erzkanzler sind für Deutschland der Mainzer, für Gallien und das Königreich Arelate der Trierer . . ., für Italien der Kölner: heute hat nur noch der erste ein wirkliches Amt, die beiden anderen haben nur leere Titel. Der König von Böhmen ist Erzschenk . . . Der Baier ist heute Erztruchseß, er trägt bei feierlichen Prozessionen den Reichsapfel. Der Sachse trägt als Erzmarschall dem Kaiser das entblößte Schwert voran. Der Brandenburger trägt als Erzkämmerer ... bei Aufzügen dem Kaiser das Scepter voran. Der Pfalzgraf bei Rhein als Erzschatzmeister streut bei der feierlichen Abholung des gekrönten Königs zur Pfalz Gold und Silberstücke unter das herumstehende Volk. Von den weltlichen Kurfürsten hat ein jeder seinen Stellvertreter bei diesen Ämtern, der Böhme den Schenk von Limburg, der Baier den Truchseß von Walburg, der Sachse den Marschall von Pappenheim, der Brandenburger den Grafen von Hohenzollern, der Pfalzgraf den Grafen von Sintzendorf. Pufendorf, De Statu Imp. Germ. Cap. Iv, Vii. 66 a. (1692. 22. März. In Sachen der Braunschweigischen Churwürde:) Und weilen ferner bey jeder Chur ein gewisses Reichs-Ertz-Amt und Reichs-Jnsigne gewidmet ist, so ist, wegen jenes, das Ampt des Reichs-Ertz-Panner-Herrn, und zu diesem die Reichs-Fahne, von Uns (Leopold I.) allergnädigst beliebet worden' Dafern jedoch, auf den . . . Fall . . Der Achte Elektorat (-Churfürstentum) außgehen würde, so soll, an statt des vorgedachten Ertz-Ampts, und Reichs-Jnsignis, das Ertz-Schatzmeister-Ambt, und das darzu gehörige Jnsigne, diesem Neunten, und also dann Achten Elektorat zugeeignet und gewidmet seyn. Vitr. 111. Tom. Itt, S. 275, Punkt 4.

5. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 290

1904 - Cöthen : Schulze
— 290 — blieb die Sache unentschieden. Braunschweig behielt das Ertz-Schatzmeister-Amt, mit dem es einmal feierlich belehnt war). Ebenda, S. 982. 66g. (1724, 1. Mai.) Wir, Georg, von Gottes Gnaden, König von Groß - Britannien, Frankreich und Irland, Beschützer des Glaubens, Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg, des Heil-Römischen Reichs Ertz-Schatzmeister und Chur-Fürst, Fügen hiemit zu wissen . . . Ebenda, S. 1474b. 66h. (1745. In der Wahlkapitulation, Art. Iii, § 5 gelobt Franz I.:) Den mit Einwilligung gesammter Churfürsten, Fürsten und Ständen eingeführten Braunschweig-Lüneburgischen Electorat (Kurfürstentum) handhaben . ., im übrigen aber so fort nach an-getretener Unserer Kays. Regierung daran seyn, und beym Reichs-Convent nachdrücklich beförderen, daß diese Chur mit einem passenden und anständigen Ertz-Amt versehen werde. Neue Sammlg. d. R. A., T. Iv, Zug. S. 4f. 66i. (1764. Krönung Josephs Ii.) Aller Augen warteten auf den Erbschatzmeister, der das Geld auswerfen sollte. Auch er bestieg ein schönes Roß, dem zu beiden Seiten des Sattels anstatt der Pistolenhalftern ein paar prächtige mit dem churpfälzischen Wappen gestickte Beutel befestigt hiengen . . . Goethe, Aus meinem Leben, T. I. Buch V. 67 a. (1664. Es handelt sich um die Zulassung der Gesandten von Hamburg zum Reichstage, wogegen Dänemark protestiert:) Daß Dero zu Dennemarck Norwegen 2c. Königl. Majest. und des Mitregierenden Herrn Hertzogen zu Schleßwig-Holstein . . . zuständiger Stadt Hamburg Abgeordnete, sich zwar auf jetzo vorsetzenden Reichstage, bey dem hochlöblichen Reichs-Marsch all Ampt, um ein Reichs-Quartier beworben, man aber (wegen der Ansprüche Dänemarks auf Hamburg) . . dasselbe ihnen nie geben können, noch wollen, auch sie dannenhero anderweit ein Privatquartier, so unter unserm patrocinio (Schutz) und Jurisdiction nicht gehörig, . . oceupiret, und keines falls eine Taffel an der Thür bekommen, noch erlangen sollen, habe . . mit eigener Hand Unterschrift versichern wollen. Regenspurg, den 5. Jan. 1664. Wolfs Philipp, Graf zu Pappenheim. Vitr. 111. Tom. Ii. S. 789a.

6. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 291

1904 - Cöthen : Schulze
— 291 — 67 b. (1713. 15. Febr. Der Fürst von Liechtenstein bekommt Sitz und Stimme auf dem Reichstage. Der Österreichische Gesandte, als der Direktorialgesandte im Fürstenkollegium, fordert den Erbmarschall auf, die Einführung des Liechtensteinschen Gesandten vorzunehmen). Letzterer trat darauff ab, welchem der Reichs-Quartiermeister (so . . . seinen Sitz auff einem, zwischen der Legations-Sekretarien Bäncken gestellten Sessel, in der Mitte des Fürstl. Collegii, . . hatte) folgte, und nahm der Herr Graf von Pappenheim an der Thür (des) Collegii, von dem jüngern Marschalls-Cancellisten, den Marschall-Stab, verfügte sich zu dem Fürstlichen Liechtensteinischen Gesandten ins Fürstliche Collegium, und wiese Ihm . . . den letzten Ort unter denen Fürsten, nächst vor den Grafen, an . . der Herr Reichs- Marschall aber, und der Reichs-Quartiermeister sich wieder an ihre . . Stelle verfügten. Vitr. 111. Tom. Ii, S. 552b u. 553 a. 67 c. (1708. Es handelt sich um die Wiederzulassung Böhmens und die Neueinführung Braunschweigs in den Chur- fürstenrat:) (Es) schickten der Chur-Böhmische, und Chur-Brauu-schweigische, Abgesandten, ihre Vollmachten, durch die Secretarien, an das Chur-Maintzische Directorium, woraus ihnen beyderseits, durch das Reichs-Marschall-Amt, zu Rath angesagt wurde; und kam der Chur-Böhmische Abgesandte . . Abends um 7 Uhr, zuerst aufs Rathhauß . . . (Es) langte, gegen 8 Uhr Abends, auch der Chur-Braunschweigische Gesandte N. auf dem Rathhauß an. Vitr. 111. Tom. J. S. 1032. 67 d. (1711.) Insonderheit, weilen bey Ausrichtung der Policey-und Tax-Ordnung, auf Reichs- und Wahl-Tägen, das Directorium zu führen, und solche Ordnung, im Namen Kayserlicher Majestät zu publiciren dem Ertz-Marschall-Amt zukommt und gebühret, so solle vom Kayserl. Hoff-Marschall-Amt, oder andern, weder unterm Praetext (Vorwand) Kayserl. Commission, noch sonsten . . . Hinderung gemacht . . werden. Projekt der perpetuirlichen Wcchl-Capitulation, Art. Iii. 67 e. (1764. Wahl Josephs Ii. in Frankfurt). Sehr vielen und beschwerlichen Geschäften mußte sich indessen das Reichsmarschall- 19*

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 468

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
468 Schlei und Eider vor Räubern zu sichern. Die Stadt Schleswig, welche die Wenden verbrannt hatten, erstand unter seiner segensreichen Regierung neu aus ihren Trümmern. Zahlreiche deutsche Kaufleute und Handwerker rief er in seine Residenz; er selbst kleidete sich deutsch, liebte deutsche Sitte und war von deutschen Sängern und Kriegern umgeben. Die Bevölkerung hing ihm an, und er selbst war Mitglied einer Gilde, deren Genossen einander Leib und Leben zu schützen gelobten. So regierte Knud, obwohl als Däne geboren, wie ein deutscher Fürst sein Land. Mit Freuden vernahm Lothar, der unterdessen Kaiser geworden war, wie Knud die Wenden bezwang; deshalb erhob er ihn zum König derselben und setzte ihm mit eigener Hand die Krone auf's Haupt. Seit der Zeit nannten ihn seine Unterthanen Hlaford(Lord) d. h. ihren Herrn und verliehen ihm gleiche Ehre und Würde, als seinem Oheim, dem dänischen Könige. Mit Neid und Eifersucht sahen die Dänen, wie seine Macht immer mehr zunahm. Denn selbst in ihrem Lande galt sein Wort >iehr, als dasjenige Niels. Als nämlich zwischen seinen Brüdern auf Seeland ein blutiger Krieg ausbrach, den Niels vergebens zu endigen suchte, mußten sie bei Strafe der Verstümmelung am Hofe des Herzogs in Schles- wig erscheinen und sich seinem Richtersprucbe fügen. Vor Zorn entbrannte vor allen Magnus, der Sohn des Königs, als er einst in einer Versammlung in Schleswig den Knud mit der Wendenkrone ans dem Haupte neben seinem Vater vor allem Volke sitzen sah. Er begann zu fürchten, daß Knud ihm dereinst Reich und Leben nehmen könnte, und auch die Seele des Königs erfüllte Mißtrauen und Angst vor seinem mächtigen Neffen. Zn Ripen klagte Niels vor dem versammelten Volke: „Knud will meinen Tod nicht erwarten, sondern sich des Thrones bemächtigen. Darum nennt er sich auch jetzt schon König!" Knud erwiderte, auf das Heft seines Schwertes gestützt: „Laward, einen Herrn nennen mich die Meinen, nicht König. Ich habe die Wenden im Kampfe bezwungen, die Küsten und Meere sind jetzt sicher, daß der Däne ruhig am Ufer der Inseln wohnen und der König ohne Wachen am Grenzwall in Schles- wig schlafen kann. Aber für all die Mühen und Wunden, die ich im Kampfe für das Vaterland davon getragen habe, ernte ich jetzt nur Haß und Verfolgung. Und doch bin ich ein treuer Dienstmann des Königs und trachte nicht nach der dänischen Krone." Das versammelte Volk jubelte Knud Beifall zu, und der König entließ ihn scheinbar versöhnt aus der Versammlung. Aber Magnus, mit furchtbarem Haß im Herzen, beschloß, sich mit Gewalt seines gefürchteten Gegners zu entledigen, und viele dänische Prinzen standen zu ihm. Durch einen feierlichen Eid band er alle, nichts von ihrer Absicht zu verrathen. Bei der Berathung lagerten sie auf dem Boden, um schwören zu können, daß sie weder sitzend noch stehend ans den Untergang des Herzogs bedacht gewesen seien. Nur der Schwager Knud's verließ plötzlich die Versammlung, als er den Mordanschlag gegen das Leben seines Ver- wandten vernahm; er wollte den Plan nicht theilen, aber ihn auch nicht verrathen. Bald darauf verlautete, Magnus wolle zum heiligen Grabe pilgern, vorher aber solle eine Versammlung aller Familienmitglieder auf Seeland stattfinden. Auch Knud ward geladen, das heilige Weihnachtsfest im frohen Kreise der Seinen mit zu begehen; ihm vor allen gedenke Magnus Habe und Gut anzuvertrauen. In der Königsburg zu Roeskilde gab es fröhliche Tage; ein festliches Gelage

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 8

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
8 einiger Zeit ging die arme Frau wieder in den Wald, und als sie mit ihrer Bürde Holz auf dem Rückwege wieder an die Stelle kam, wo das kranke Kätzchen gelegen hatte, da stand eine ganz vornehme Dame dort, winkte die arme Frau zu sich und warf ihr fünf Stricknadeln in die Schürze. Die Frau wuszte nicht recht, was sie denken sollte, und es dünkte diese abson- derliche Gabe ihr gar gering; doch nahm sie die Stricknadeln, zeigte sie ihren Kindern und legte sie des Abends auf den Tisch. Aber als die Frau am andern Morgen ihr Lager verliesz, siehe, da lagen ein Paar neue, fertig gestrickte Strümpfe auf dem Tische. Das wunderte die alte Frau über alle Maszen, und am nächsten Abend legte sie die Nadeln wieder auf den Tisch, und am Morgen darauf lagen neue Strümpfe da. Jetzt merkte sie, dasz zum Lohne ihres Mitleids mit dem kranken Kätzchen ihr diese Nadeln beschert waren, und liesz dieselben nun jede Nacht stricken, bis sie und die Kinder Strümpfe genug hatten. Dann verkaufte sie auch Strümpfe und hatte genug bis an ihr seliges Ende. 13. Drei Räthsel. 1. Oben spitz und unten breit, 2. Fünf Finger und doch keine Hand, durch und durch voll Süszigkeit, ein Schuh, doch ohne Sohle, weisz am Leibe, blau am Kleide, bald kreideweisz wie eine Wand, kleiner Kinder grosze Freude. bald schwarz wie eine Kohle. 3. Es saszen vierzehn Spatzen auf meines Nachbars Dach; der Jäger schosz darnach. Da fielen sieben Spatzen. Nun sag’, — soll ich dich loben, — wie viel noch sitzen droben? 14. Der treue Hund. Ein Kaufmann hatte einen Hund, der sehr wachsam und treu war. Einst ritt der Kaufmann von einem Markte, wo er viel Geld eingenommen hatte, nach Hause. Er hatte sein Geld in einem Man- telsacke hinter sich auf das Pferd geschnallt, und sein Hund lief neben ihm her. Nach und nach wurden die Riemen locker, mit denen der

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 54

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
54 3, Hänschen hat noch viel begonnen, brachte nichts zu Ende; drüber ist die Zeit verronnen, schwach sind seine Hände. Hänschen ist nun Hans geworden, und er sitzt voll Sorgen, Ach, nun glaub' ich selbst daran, daß aus mir nichts werden kann!" hungert, bettelt, weint und klaget abends und am Morgen! „Ach, warum nicht war ich Dummer in der Jugend fleißig? Was ich immer auch beginne — dummer Hans nur heiß' ich. 102. Jungfer Margareth. 1. Das war bte träge Margareth, die wollte die Hand nicht regen; da mußte die alte Mutter allein wischen, waschen und fegen. 2. Das war die eitle Margareth, die putzte sich schon am Morgen; da mußte die alte Mutter allein Keller und Küche besorgen. 3. Das war die sch öne Margareth, die that den Burschen gefallen; sie tanzten und kosten gern mit ihr, doch nahm sie keiner von allen. 4. Das war die verlaßne Margareth, es kamen und gingen die Jahre, vorbei war Putz und Spiel und Tanz, die Mutter lag auf der Bahre. 5. Das ist die hungrige Margareth, sie mag die Hand nicht rühren; dort kommt sie mit dem Bettelsack und bettelt vor den Thüren. 103. Treue Freundschaft. Einst trafen auf ihrer Wanderschaft zwei Handwerksburschen zusammen; der eine war ein Schmidt, der andere ein Schneider. Sie reiseten mehrere Wochen miteinander, bis sie endlich nach Polen kamen. Während dieser Zeit hatten sie sich genauer kennen ge- lernt, einander ihr Herkommen und ihre Lebensgeschichte erzählt und endlich Brüderschaft mit einander gemacht. Sie theilten ge- wöhnlich, was sie von Lebensmitteln hatten, unter sich und halfen sich gegenseitig in allem brüderlich aus. Es fügte sich, dasz der Schmidt in Polen krank wurde und in einem fremden Dorfe unter fremden Leuten, die nicht einmal deutsch verstanden, liegen bleiben muszte. Hier wäre er übel daran gewesen, wenn er seinen Ka- meraden nicht bei sich gehabt hätte; denn er hatte kein Geld, und sein Felleisen war mit allem, was sich darin befand, kaum einige Thaler werth. Dies wurde nun freilich verkauft; aber das daraus gelöste Geld war bald verzehrt, und noch sah man keine Besserung. Nun bewies sich der Schneidergeselle recht brüderlich gegen ihn und verliesz ihn nicht in seiner Noth. „Hier in diesem fremden Lande bin ich ihm ja der Nächste !“ dachte er bei sich selbst, und

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 56

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
56 die Augen weit auf. „Lene“, sprach er zu seiner Frau, „geschwind springe hinauf und hole ein feines Hemd und meinen Sonntagsstaat herunter, dasz der gute Freund da sich umkleiden kann! “ Der Schneider wollte allerlei dagegen einwenden, aber der Meister hielt ihm den Mund zu und sagte : „‘Schweig’ und sprich mir kein Wort dagegen ! Du hast’s wohl um mich verdient, dasz ich mein bischen Hab’ und Gut mit dir theile.“ Es half nichts: der Schneider muszte sich putzen und aus einer langen Pfeife rauchen. Der Meister gebot ihm, sich gerade so zu pflegen, als ob er in seinem eigenen Hause wäre, und nachdem er in möglichster Eile sein Tagewerk vollends geendet hatte, setzte er sich mit ihm zu Tische und liesz alle seine Leute herein kommen, dasz sie den Fremden nun recht genau besehen muszten. Dabei erzählte er ihnen denn, wer der Fremde eigentlich sei, und was es mit ihrer beiderseitigen Freundschaft für eine Bewandtnisz habe. Da hatten alle eine herzliche Freude über den Ankömmling, besonders aber die Frau vom Hause, die ihren Mann sehr liebte und oft dem guten Schneiderburschen, der in Polen eine so treue Stütze für ihren Mann gewesen war, ehe sie ihn persönlich kannte, Gottes Segen gewünscht hatte. Der Meister liesz noch am nämlichen Abend zwei fette Gänse schlachten und auf den folgenden Tag alle Freunde und Gevattern des Dorfes zu sich zu Gaste laden. „Juchhei! das soll mir ein Freudentag werden !“ rief er laut auf — und schwang dabei seine Mütze vor Freuden. Der Sonntag kam, und in der Schmiede ging’s so fröhlich her, als wenn es Kindtaufe gewesen wäre. Nachdem die Mahlzeit geendigt war, erzählte der Schmidt alle seine Erlebnisse und besonders, was er seinem Kameraden für einen Liebesdienst zu verdanken habe. Der Schneider muszte dann seine Erlebnisse auch erzählen, und die Gäste gewannen ihn so lieb, dasz sie durchaus darauf bestanden, er solle sich in diesem Dorfe häuslich niederlassen und ihr Schneider werden. Der Schmidt jauchzte darüber laut und versprach, ihn mit Geld zu unterstützen, so viel er könne. Er hielt auch Wort; der Schneider fand sein reichliches Brot im Dorfe, verheirathete sich mit einer guten Wirthin und lebte froh und glücklich. 104. Ehrlichkeit und Dankbarkeit eines Juden. Ein Jude, Namens Isaak ernährte sich lange Zeit vom Handel mit alten Kleidern, wobei er oft kaum das tägliche Brot verdiente. Doch dankte er seinem Gott, daß er ihm wenigstens dieses gab, und war in seiner Dürftigkeit zufrieden. Aber nun starben ihm schnell hinter einander zwei Kinder, und er mußte, um sie begraben zu lassen, fast alle seine Habseligkeitcn verkaufen. Zudem wurde seine Frau krank, mit der er zwanzig Jahre in Frieden gelebt hatte, und da er sie selbst Pflegen mußte, so konnte er seinen kleinen Handel
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